Ich geh' nicht mehr ans telefon,
es klingelt jeden tag um 4.
ich fahr' nicht mit der straßenbahn,

ich lauf' den ganzen weg zu dir.

das telefon wird abgehört
und in der bahn sitzen spione.
sie tragen stets dieselbe uhr
und wissen alle, wo ich wohne.

wir treffen uns in einem park,
um diese zeit ist niemand hier.
wir können reden ungestört
und es gibt keine mikrophone.


sie kommen meistens nachts, um die leute zu holen,
hinterher steht wieder eine wohnung leer.
die zeitungen sind voll mit durchhalteparolen,
aber zeitung liest sowieso keiner mehr.
Überall sind kameras angebracht,
alles wird rund um die uhr überwacht.

die grenzen sind geschlossen seit jahren schon,
dir bleibt nur noch die innere emigration.


ich kenn dich seit wir kinder sind,
ich weiß, ich kann dir auch vertrau'n.
wir planen schon seit einem jahr,
zusammen von hier abzuhau'n.

du hast uns dynamit besorgt,
jetzt brauchen wir noch ein paar waffen.
du sagst, du hältst es nicht mehr aus und du hoffst sehr, dass wir es schaffen.

zum abschied darf ich dir noch einmal tief in deine augen schau'n.
ich denk den ganzen weg nach haus' an dich,
ich werd' wohl nicht viel schlafen.


sie kommen meistens nachts, um die leute zu holen
und hinterher steht wieder eine wohnung leer.
die zeitungen sind voll mit durchhalteparolen,
aber zeitung liest sowieso keiner mehr.
Überall sind kameras angebracht,
alles wird rund um die uhr überwacht.

und trotzdem ist es heute nacht wieder passiert,
in der innenstadt sind bomben explodiert.

und das radio sagt:
"es besteht keine gefahr für die Öffentlichkeit!" (3x)

und trotzdem wissen irgendwie alle bescheid.


ich ging auch heut' wieder zu dir,
die straßen waren völlig leer.
dein name stand nicht an der klingel,
in der tür stand irgendwer.

er gab mir einen brief von dir,
in dem du schriebst, es tut dir leid.
und außerdem wünschst du mir glück und dankst mir für die schöne zeit.

ich weiß, du musstest mich verraten,
doch das nützt dir jetzt nichts mehr.
du wusstest nicht, ich arbeite seit jahren für die sicherheit.


und wir kommen meistens nachts, um die leute zu holen
und hinterher steht wieder eine wohnung leer.
die zeitungen sind voll mit durchhalteparolen,
aber zeitung liest sowieso keiner mehr.
Überall sind kameras angebracht,
alles wird rund um die uhr überwacht.

die grenzen sind geschlossen seit jahren schon
und morgen früh besuch' ich deine exekution.

(Dank an Tirili für den Text)

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