Marc Aurel
begutachtet das Meer
Wellenschaum wie Augenlider
säumt das Ufer schwer
Marc Aurel
ist müde und allein
bald wird auch der Sonnenscheitel
weggesunken sein
Erdkreisimperator
Auge des Vulkans
Erbe aller sieben Wunder
und des Größenwahns
Völker kann er tilgen
durch einen Fingerzeig
nachdenklich kaut Marc Aurel
einen Mistelzweig
Erwarte wenig
erspar dir Traurigkeit
wenn es manchmal anders kommt
und zur falschen Zeit
erwarte wenig
und stell dich darauf ein
wenn es überhaupt eins gibt:
das Glück Ist außerordentlich und klein
Marc Aurel
betrachtet ein Insekt
wie es gierig seinen Stachel
in den Kaiser steckt
Marc Aurel
bleibt regungslos und schaut
wie der Stich sich langsam rötet
auf der edlen Haut
Alle seine Feldherrn
sind höchst alarmiert
weil sich Marc Aurel nicht für die
Truppe interessiert
nichts will er erobern
es ist hoffnungslos
jetzt schon ist ihm dieses
Reich der Reiche viel zu groß
Erwarte wenig
ertrage was du mußt
zieh aus jedem Schicksalsschlag
neue Lebenslust
erwarte wenig
und freu dich umso mehr
wenn das Glück dein Ufer küßt
geritten auf der Brandung von weit her