[Combeferre]
Die Kämpfer steh'n
rund um die Notre Dame!


[Feuilly]
Auch Rue du Bac
erwartet das Signal!

[Courfeyrac]
Nicht Studenten sind's allein,
jeder will der Erste sein,
alle reichen uns die Hand!
Ganz Paris, das ganze Land!

[Enjolras]
Die Zeit ist nah.
Gut, daß sich jeder in Ungeduld übt.
Doch seht euch vor:
Daß nicht der Wein die Sinne trübt!
Denn der Feind gegenüber ist listig und stark.
Er hat Männer und Waffen wie wir nur im Traum.
Alle sitzen und reden und fühl'n sich im Recht,
doch die Garde des Königs beeindruckt das kaum.
Wir sind bereit
uns alle zu sammeln
mit Hoffnung und Mut,
doch noch ist's nicht so weit.
Marius! - Na endlich.

[Joly]
Was fehlt dir, Freund?
Du siehst so mitgenommen aus!

[Grantaire]
Komm, trink, und sag, was dir geschah.

[Marius]
Ein Engel kam, ein guter Geist,
der dich aus jeder Trauer reißt,
ein Blitz - schon war sie nicht mehr da!

[Grantaire]
Ich glaub, ich hab' es mit den Ohr'n!
Freund Marius hat sein Herz verlor'n?
Plötzlich sieht die Welt so weiblich aus!
Komm runter, Kleiner, hier ist Krieg!
Schwärm nicht vom Casanovasieg!
Wir sind hier nicht im Opernhaus!

[Enjolras]
Endlich ist es soweit,
wird Geschichte gemacht.
Hier geht's nicht um den Spaß
von verwöhnten Flanierern der Nacht.
Hat sich jeder gefragt,
welchen Einsatz er wagt?
Wer noch geh'n will, soll geh'n,
daß sich keiner beklagt!
Die Farben dieser Welt
soll'n leuchten, wenn es tagt...

Rot - das Blut ist heiß und jung!
Schwarz - die schwere Leidenszeit!
Rot - die Morgendämmerung!
Schwarz - die Nacht verliert den Streit!

[Marius]
Hättest du sie gesehn,
könntest du mich verstehn -
dieser Schock bis ins Mark
bei dem Anblick von ihrem Gesicht!
Hättest du sie gesehn,
wär' dir Gleiches geschehn -
wie die Welt sich erhellt
durch eine Ladung Licht...
und alles, was dich quält,
nun kümmert es dich nicht!

[Grantaire]
Rot...

[Marius]
... die Glut des Augenblicks!

[Grantaire]
Schwarz...

[Marius]
... sind Einsamkeit und Tod!

[Studenten]
Rot...

[Marius]
... die Fabe meines Glücks!

[Studenten]
Schwarz...

[Marius]
... die Farbe meiner Not!

[Enjolras]
Marius, nur ein Kind spricht wie du.
Ich glaubte, du gehörst dazu.
Doch uns hier ruft ein großes Ziel.
Was schert uns jetzt dein Liebesleid?
Wir kämpfen für die neue Zeit.
Ein kleines Leben zählt nicht viel!

[Die Studenten mit ihm]
Rot - das Blut ist heiß und jung!
Schwarz - die schwere Leidenszeit!
Rot - die Morgendämmerung!
Schwarz - die Nacht verliert den Streit!

[Enjolras]
Sag, Courfeyrac, sind die Gewehre da?
Feuilly, Combeferre, die Zeit wird langsam knapp.
Grantaire, wirf die Falsche fort!
Sind die Waffen schußbereit?

[Grantaire]
Schütt mir Branntwein in den Schlot
und ich hauch sie alle tot!

[Courfeyrac]
In St. Antoine steh'n alle wie ein Mann!

[Combeferre]
In Notre Dame zählt jeder Pflasterstein.

[Feuilly]
Zwanzig Flinten, gut wie neu!

[Gavroche]
Hört mal!

[Joly]
Zwanzig Schuß für jeden Mann!

[Gavroche]
Hört doch mal her!

[Jean Prouvaire]
Vierzig Schuß hat Port St. Cloud!

[Gavroche]
Alle mal herhören!

[Lesgles]
Sieben Flinten St. Martin!

[Gavroche]
General Lamarque ist tot.

[Enjolras]
Lamarque ist tot.
Lamarque - sein Tod wird für uns zum Fanal.
Der Mann des Volks.
Sein Tod ist das Angriffssignal!

Sein Begräbnis wird zeigen, wie sehr man ihn ehrt.
Es erhebt sich ein Schlachtruf, wie's niemals geschah.
Durch den Tod von Lamarque wird die Flamme genährt.
Alle fühlen: Der Tag der Erlösung ist da.
Die Zeit ist reif!
Heißen wir sie willkommen mit Hoffnung und Mut.
Heißes Herz! Und die Straßen pulsieren wie Blut,
bald schon werden wir frei!
Alle strömen herbei
wie ein einziger Schrei!

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